Der Bodenbelag aus Sisal

Die verschiedenen Arten von Bodenbelägen Teil 7

Naturfasern sind groß im Kommen. Seegras, Jute, Kokos, Hanf oder eben auch Sisal bieten dank moderner Verarbeitung viele Vorteile für den umweltbewussten und nachhaltig planenden Käufer. Diese Rohstoffe sind schnell nachwachsend. Für ihren Einsatz muss kein Raubbau getrieben werden. Dabei steht ihre Stabilität und Haltbarkeit der des Holzes nur wenig nach.

Nachdem die Erdöl- und damit Kunstfaserindustrie den Hanf in den dreißiger Jahren als günstiges Konkurrenz ausschalten wollten, dauerte es bis in die heutige Zeit, bis die günstigen Eigenschaft des Materials wiederentdeckt wurden. Ähnliches gilt für Sisal, das neben Hanf der wichtigste Rohstoff zum Beispiel für die Schiffstaue darstellte. Zwar wurde der Sisal als Faser aus der mexikanischen Agave erst relativ spät entdeckt, fand dann jedoch breite Verwendung.

Der Name stammt übrigens von der Stadt Sisal in Yucatan. Von dieser Hafenstadt aus wurden die Sisal Fasern in alle Welt exportiert. Als Bodenbelag ist Sisal zwar nicht besonders weich, doch schwören seine Anhänger auf diesen Bodenbelag. Gerade das Barfußlaufen darauf wirkt anregend und wie eine leichte Massage für die Fußsohlen.

Sisal hat viele Vorteile, aber auch einen Nachteil

Als Bodenverleger schätze ich den Sisal wegen vieler guter Eigenschaften. Seinen einzigen echten Nachteil nehme ich gleich vorweg: Sisal eignet sich nicht für Feuchträume. Bei zuviel Feuchtigkeit zieht sich die Faser zusammen und wird fleckig. Aus diesem Grund wird der Sisal-Teppichboden auch meist mit einer Unterschicht zum Beispiel aus Latex ausgeliefert, die den Boden gut geeignet für Wohn- und Schlafzimmer machen.

Als Bodenverleger bereitet mir der Sisal nur wenig Mühe. Er will großflächig verklebt werden, dazu benötigt man natürlich einige Erfahrung. Außerdem ist er wegen der Härte und Widerstandsfähigkeit der Fasern nicht leicht zu schneiden. Dazu braucht man eine ruhige, kraftvolle Hand und viele Hakenklingen, wenn der Schnitt an den Rändern gerade und akkurat aussehen soll. Wird der Sisal dagegen als Auslegeware wie ein Teppich benutzt, müssen seine Ränder gut eingefasst werden, damit die Fasern sich nicht ausbreiten. Wenn man all dies bedacht hat, kann es losgehen.

Das gute Naturprodukt>

Sisal wird wie gesagt aus recht schnell wachsenden Agaven gewonnen. Diese sind nicht etwa mit dem Kaktus verwandt, obwohl das viele glauben. Sie gehören vielmehr zur Familie der Spargelgewächse, was etwas amüsant klingt. Da sie für ihre Produktion zu Fasern und dem Verspinnen zu Garn kaum behandelt werden müssen, sind sie hervorragend für Allergiker geeignet. Durch die Stabilität der Fasern nutzen sie sich nicht ab, sie halten also Jahrzehnte. Daher werden sie sogar im gewerblichen Bereich genutzt.

Sisal kommt mit einer großen Zähigkeit und Zugfestigkeit daher, er bleibt also praktisch für immer formstabil. Wenn man ihn eines Tages entsorgen will, wird dieses reine Naturprodukt einfach verrotten, sofern man bei der Unterschicht auf Natur-Latex oder Vlies geachtet hat. Eingefärbt mit Naturfarben sind die Sisal-Bodenbeläge heute ebenso in einem satten Rot wie auch in sanften Pastelltönen erhältlich. Sie lassen sich ausgezeichnet über Fußbodenheizungen einsetzen und behalten im Sommer wie im Winter eine fußfreundliche Temperatur.

Dennoch sollte jeder Interessierte erstmal einen barfüßigen Probelauf über einen Sisalboden machen. Manche Menschen mögen das Gefühl nicht, die Mehrheit aber “steht drauf”. Der Sisal-Bodenbelag ist nur sehr schwer entflammbar. Die Motten mögen ihn überhaupt nicht, was ihn vorteilhaft von vielen Wolle-Produkten unterscheidet. Zudem wirkt er antistatisch und ist auch für die Rollen der Bürostühle geeignet. Sie verstehen jetzt sicher, warum ich als Bodenverleger den Sisal empfehlen kann. Damit sich Ihr Sisal-Bodenbelag vor dem Verlegen gut an das Klima in Ihren Räumen gewöhnen kann, sollte man ihn 48 Stunden liegen lassen, bevor der Bodenleger sich ans Verlegen macht. Die Luftfeuchtigkeit für einen Sisal-Bodenbelag ist bei 60 – 70% ideal und entspricht damit auch den Bedürfnissen der meisten Menschen.

Die Reinigung des Sisal-Bodenbelags

Der Sisal-Bodenbelag ist leicht zu reinigen. Meist genügt einfaches Staubsaugen. Das sollte allerdings ohne die Bürste oder den Klopfer geschehen, damit stört man nur die Fasern. Je gründlicher der Staub entfernt wird, desto besser ist es, falls man einmal etwas verschüttet. Auf dem Sisal können Wasserflecken entstehen, deren Ränder sich aus dem Staub und Schmutz ergeben, den das Wasser ausgespült hat. In jedem Fall sollte man also das Wasser so schnell wie möglich wieder aufsaugen. Dazu nimmt man den Nasssauger oder Tücher z.B. von der Küchenrolle.

Wenn ein Rand entstanden ist, feuchtet man den Rand gut an und saugt das Wasser gleich wieder auf. So verliert sich der Schmutz und der Rand löst sich langsam auf. Das verwendete Wasser sollte restlos entfernt werden. Teppichschaum oder ähnliche Mittel sind nichts für Ihren Sisal. Falls einmal zuviel Schmutz entstanden ist, kratzt man so viel wie möglich davon ab. Dann kann man ein Tuch befeuchten und ein wenig Neutralreiniger verwenden, um den Schmutz zu entfernen.

Achten Sie jedoch darauf, dass das Tuch nicht abfärben kann, sonst könnte es Probleme geben. Feuchte Flecken von Rotwein oder anderen Flüssigkeiten kann man mit Salz oder auch Silikat-Katzenstreu aufsaugen. Die Restnässe kann man gefahrlos mit einem Fön trocknen. Für hartnäckige Flecken hält der Fachhandel ein spezielles Fleckenmittel bereit.

Die Produktion der Fasern

Sisal kann bis zu dreimal im Jahr geerntet werden. Die schweren fleischigen Blätter bilden Ringe um den Stamm, von denen einfach ein paar abgeschnitten werden. Das ergibt rund 50 Blätter mit etwa 50 Kg Material. Mit dem Faseraufschluss, der heute maschinell durchgeführt wird, werden daraus etwa drei Kilogramm Fasern erzeugt. Das hört sich nicht gerade viel an, aber auf diese Weise werden in Brasilien, Mexiko, Tansania und China jährlich etwa 430.000 Tonnen der Faser erzeugt.

Das ist immerhin schon wieder die Hälfte der Produktionszahlen aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Sisal holt jedoch stark auf. Im Jahr 2000 betrug die Produktion gerade einmal 200.000 Tonnen. Viele Menschen schätzen eben solche Naturfasern wieder höher ein. Sie sind absolut unschädlich, können leicht entsorgt werden und sind bis dahin unverwüstlich. Wie immer empfehle ich Ihnen jedoch, beim Kauf von solchen Produkten genau darauf zu achten, welche Stoffe bei der Herstellung eingesetzt wurden.

Für einen Kauf eines Teppichbodens, der so lange halten soll, lohnt es sich sicher, etwas mehr Geld auszugeben. Wenn es früher hieß “Jute statt Plastik”, kann man heute sagen “Sisal statt Kunststoff”.

zurück zu den News